Nostalghia

Jetlag, das Vogeltier für die viel zu frühen Morgenstunden, brüllt mich mal wieder wach. Dieses Mal für Freizeitaktivitäten, ein Touri/Heimkehrer-fremd-vertraut-Wochenende in München. Dult is. Und Bratwürschtlfrühstück am Viktualienmarkt und Franz-Josef-Strauß-in-Bildern-Ausstellung im Stadtmuseum. Fängt eigentlich gut an die Ausstellung, der Museumswärter ist seinerzeit mit dem Strauß’schen Chauffeur im Krankenhauszimmer gelegen und berichtet, daß die Besuche vom “Scheffe” immer in Trinkgelage ausarteten. Wobei “DER STRAUSS, GUTTE MANN!” selbstverständlich immer alle anderen unter den Tisch respektive das Nachtkastl soff und das dem Mann noch heute Respekt abnötigt. Den Ausstellungsorganisatoren im Stadtmuseum offensichtlich auch; außer ein paar Staeck- und Volland-Anti-Strauß-Bildern sehen wir nur den Staatsmann, den gütigen Landes- und Familienvater sowie Langläufer, Schwimmer und Jäger. Wer’s mog, könnte sich von den Strauß’schen Kindern oder anderen “Zeitzeugen und Weggefährten” durch die Jubelbilder führen lassen, wer’s ned mog, kanns bleiben lassen. Obwohl es mich schon reizen würde, den Vortrag vom Scharnagl “FJS – Staatsmann und Freund – Politisches und Persönliches” in der Hanns-Seidl-Stiftung a bissele aufzumischen. Weil, dem wird’s gehen wie dem Stadtmuseum, der wird auch sowas wie den Lockheed-Skandal des Verteidigungsministers Strauß und die Spiegelaffäre schlichtweg vergessen. Und ich würd schon gar zu gern nachfragen, wie sich denn die Politik des großen halslosen Mannes mit seinem “Wer noch einmal ein Gewehr in die Hand nehmen will, dem soll die Hand abfallen”-Zitat je vereinbaren hat lassen. Aber das ist, wie man in Amerika sagt, längst “water under the bridge” und ich werde ja auch altersmilder. Außerdem bin ich dann schon längst abgereist. Da schauen wir uns doch lieber noch die Anders Petersen Retrospektive an, das sind nämlich sehr gute Bilder.

Ansonsten besticht die Innenstadt durch Grautöne, den seit Tagen unablässig fallenden “französischen Landregen” (Zitat Jürgen), dem ich ein herzliches “va-t-en-pluie!” nachrufen möchte und Horden von tütenbepackten und schirmbewehrten drängelnden Menschen aus aller Herren Länder. Man muß da nicht fürchterlich lange sein. Dann lieber in der Vorstadt die Augen und Nasen an Flieder, Forsythien und Kastanien in voller Blüte weiden und abends in der Wirtschaft Schweinsbraten und Schnitzel essen.

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