Gelesen: Thomas Raab, die Metzger-Krimis

“Dieser Metzger ist Kult! Der Wiener Schriftsteller Thomas Raab gilt nach Wolf Haas als neuer Stern am Krimihimmel”. FREUNDIN

Dieses Zitat ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, daß die Fähigkeit zur Literaturkritik nicht jedem gegeben ist. Richtig ist, daß Thomas Raab unterhaltsame Mördergeschichten um den Wiener Restorautor Willibald Adrian Metzger schreibt und daß ihm manchmal beneidenswert originelle Formulierungen einfallen, wie zum Beispiel, daß jemand in einer Konversation ganz eindeutig eine “Vokabelschwäche in Körpersprache” aufweist. Verständlich ist, daß der Rezensentin einer Frauenzeitschrift das Herz aufgeht, wenn des Metzgers Frauenbild beschrieben wird. Um eine Haas’sche Formulierung zu bemühen, dafür ist “Vollweib Hilfsausdruck”. Leider hat sie dabei übersehen, daß Raab in Klischees reist. Ich habe mich in den letzten Wochen durch sein Metzger-Gesamtwerk, bis dato fünf Bände, gelesen und weil es nicht ganz einfach ist, in den USA an deutsches Schriftgut zu kommen, nicht in der Reihenfolge ihres Erscheinens. Es mag sein, daß einem beim zeitnahen verkehrtherum lesen nicht nur Textbausteine deutlicher ins Gesicht springen, sondern auch billige Tricks, wie furchtbar gescheite sprechende Namen und selbstverliebtes Breittreten lustiger Wendungen und vermeintlich ausgefallener Ideen. Hätte ich mich auf einen Roman pro Jahr beschränkt, wäre mein Urteil wahrscheinlich, daß Raab eine “flotte Schreibe” hat, was beileibe nicht mit guter Schreibe zu verwechseln ist. Aber so…

Nochmal: Raab ist unterhaltsam. Auf Kreisliganiveau. Da, wo Haas spielt, kommt er nicht mal in seinen kühnsten Träumen hin.

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