Sonnenuntergang in Orange*

Die Welt will mir heute ein wenig wirr erscheinen, und das liegt ausnahmsweise nicht nur an mir: mein Haus- und Hof-Autoradiosender kündigt an, in den nächsten paar Tagen “Royals” nicht mehr zu spielen, “sorry, Lorde – Go Giants!”. Aha. Was soll das? Auch in der Firma geht es kunterbunt zu, zwei Kolleginnen leuchten in Schwarz und Orange, fragen sich gegenseitig über das gestrige, das heutige und das morgige Spiel ab, und brechen in vorfreudige “Uiiiis” und “Ooooohs” aus, wegen der geplanten Stadionbesuche von Freitag bis Sonntag dieser Woche. Go Giants! Da waren nämlich die jeweiligen Gatten doch mal für was gut und haben Suuuupertickets besorgt. Freut mich auch, daß am Wochenende gespielt wird, erspart mir den üblichen Straßenverstopfheimspielstau. (Die Damen haben mich für den Rest des Tages keines Wortes mehr gewürdigt; Toni hatte sich schon durch die Frage “Spiel? Welches Spiel?” disqualifiziert.)

Was geht ab? Mann, ey, das weiß doch jedes Kind und seit heute früh auch ich: Die San Francisco Giants stehen gegen die Kansas Royals**  im Endspiel der “World Series” und man darf hier deswegen offiziell durchdrehen. Mit Flatterfähnchen am Auto herumbrausen oder welche an die Vorgartenhalloweengeistlein applizieren oder wildfremde Menschen auf dem Firmengelände mit “Go Giants!” anbrüllen. Übrigen: der Sieger ist immer eine amerikanische Mannschaft, denn in der Baseballwelt ist die “World” der World Series beschränkt auf den nordamerikanischen Kontinent. Aber wer wird kleinlich sein?

Ich natürlich.

 

* Den bejubelt der Mann im Abendradio mit “A sunset in orange! It’s a sign! Go Giants!”

** Wegen dieser vollkommen zusammenhanglosen Namensgleichheit entgehen der armen Lorde diese Woche die GEMA-Einnahmen.

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