Als unsere Samstagsspratzelstunde nach den Sommerferien nicht mehr auf dem Herbststundenplan auftauchte, war ich die einzige, die nicht nur entrüstet mit “No Way!!” (geht gaaah nich) und im selben Atemzug mit “it is what it is” (kamma halt nix machen) reagierte. Ich wählte stattdessen die Option “Way” und habe die Kursdisponentin im Schwimmbad mit einem e-mail-Bombenteppich belegt, so lange, bis sie im “class schedule” doch noch ein Plätzchen für uns gefunden hat. Eine halbe Stunde später als bisher, soviel Gesichtsrettung mußte sein. Fein. Anmelden und ab ins Wasser. Nicht doch, Suze* hatte noch ein Hürdelchen eingebaut und eine Mindestteilnehmerzahl von acht verlangt.
Mir ganz allein blieb es vorbehalten, die nächste Schlacht zu schlagen. Kein Problem, ich habe in den Basaren dieser Welt trainiert. Nach einem extensiven e-mail-Austausch konnten wir uns, gütlich und ohne Verletzungen, auf meine Forderung einigen. 50% Rabatt. Man kennt mich, ich bin flexibel. Transponiere ich meine Alliteration halt ins Ausländische: The “Four Faboulos Fatties” it is. “Vier Fette Weiber”, wahlweise “Walküren” wäre zur Not auch gegangen, klingt aber nicht annähernd so hübsch. Jan und ich haben die Werbetrommel gerührt, die dicken Damen ihre Anmeldungen ausgefüllt, und für heute war die erste Stunde im Babypool angesetzt.
Wie es ist “Swim Fest”? Was soll mir das sagen? Hmmm? Ich habe doch nicht eine halbe Meile vom Schwimmbad weg geparkt und bin hier her gehetzt, nur damit ich vollkommen außer Atem von dem Mädele (höchstens 15) am Frontdesk zu hören kriege, daß heute “no class” ist und daß mein Trainer mir das hätte sagen müssen? Jan zieht ein langes Gesicht, sagt noch nicht einmal mehr kleingeschrieben “no way”, sondern “snafu”**, zuckt die Schultern und bereitet den kampflosen Rückzug vor. Nicht mir mir! Me, myself and I gehen raus. Das wollen wir mit eigenen Augen sehen. Und? Und das Swim Fest tobt im großen Becken, der Babypool ist menschenleer. Trotzdem, sagt das Mädele. Wir müssen gehen. No class. Jan ist schon halb aus der Tür, ich ziehe sie zurück, setze meinen häßlichsten deutschen Akzent auf und fordere mindestens Genugtuung sowie Schadensersatz. Inzwischen sekundiert auch Desha. Swim Fest or not, Suze habe ihr zugesichert, daß der “First Day of Class” heute stattfinde.
Ich gehe ganz in meiner Rolle der sehr häßlichen Deutschen auf, suche mir einen Stuhl, verschränke die Arme, lege die Beine hoch und verkünde, daß ich hier nicht weggehe, bis dieser Unfug hier zu meiner Zufriedenheit gelöst ist. Warum bitte sollten wir nicht in dem offensichtlich freien Becken herumhampeln? Jan ist das alles extrem peinlich. Desha tut das Mädele leid. Die kann doch auch nix dafür. Ich stimme zu, und erwähne beiläufig, daß nach meiner Erfahrung in solchen Fällen hierzulande immer der Supervisor gerufen werde, oder? Das Mädele hat Ohren wie ein Luchs und das Gehirn eines Soldaten. Spontan erinnert sie sich an die gute alte Chain of Command und verweist an die nächste Instanz. Tommy und Ben müßten das entscheiden. Bevor ich auch nur Anstalten machen kann aufzustehen, um das Gespräch mit den Herren zu suchen, wirbelt Desha nach draußen und kommt wenige Minuten später strahlend zurück: “The Pool is Ours.”
Sehr schön. Das war doch gar nicht so schwer, oder? Der Tanz hat 20 Minuten gedauert und ich darf mit Stolz berichten, daß, als sich einer gegen Ende der regulären Kurszeit nähert, um das Becken zu reklamieren, ein Blick aus drei Augenpaaren genügt, um ihn mit den Worten “So sorry. Take your time, ladies” zum zügigen Rückzug zu veranlassen.
Zwei Fragen gehen mit seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Was sind das eigentlich für Zeiten, in denen ausgerechnet ich für den Erhalt von Sportunterricht kämpfe? Und was ist aus dem amerikanischen Revolutionsgeist geworden? Wenn euch früher was nicht gepaßt hat, habt ihr immerhin Teekisten ins Hafenbecken geworfen.
Ach ja, und eine dritte Frage hätte ich noch. Als ich fröhlich planschend verkünde, daß ich darüber nachdenke, einen neuen Mittelnamen anzunehmen, ist Jans erster Vorschlag “Like, Bitch?”. Ehrlich, jetzt? Ich hatte ja eher an “Persistance” (Hartnäckigkeit) gedacht. Aber Kompliment ist Kompliment. Dankend angenommen.
*Suze nennen sich hier Frauen, die glauben, daß man sie deswegen ernster nimmt als eine “Susi” und die noch eine ganze Zeit vor sich haben, bis sie erwachsen genug für die ganze “Suzanne” sind.
** Snafu ist ein Begriff aus der Militärsprache und bedeutet ausgeschrieben: “Situation normal. All fucked up”; frei übersetzt: “Alles wie immer. Alles Scheiße.”

dann also ab sofort neue signatur?
Sabine B. Flock
CBO of TFFF
p.s. war war eigentlich dein alter mittelname?