1/42 Marathon

Ich war kurz davor, einen Lagerkoller (hier: “cabin fever”) zu kriegen. Ich kenne inzwischen jede halbe Platte auf meiner Straße mit Vor- und Zunamen, jeden Spalt, Riß und Grashalm und andere Stockstolperfallen und bin heute extra schon mal einen Block weitergegangen, zum Briefkasten und um neue Platten-Bekanntschaften zu machen. Der Stockradius ist halt doch noch ein enger.

Auftritt Superman (aka Toni), der Rächer der Witwen und Waisen. Weil von denen gerade keine Bedarf angemeldet hatte, hat er stattdessen meinen Horizont erweitert. Erst mit einer Fahrt zur Apotheke, den Oxy-Vorrat auffüllen. Ja woher denn? Das geht hierzulande nur, wenn die Apotheke den Herrn Doktor persönlich an die Strippe bekommt und ihn fragt, ob er das mit dem Opiat-Rezept für eine Patientin mit funkelnagelneuer Hüfte wirklich ernst gemeint hat. Daß mein Name auf dem Wisch steht, ich mich ausweisen kann, für einen Junkie wesentlich zu schwergewichtig bin und der Doc persönlich unterschrieben hat, reicht der Apothekerin bei weitem noch nicht. Da könnte ja jeder kommen… Mann, bin ich froh, daß ich noch einen kleinen Stash daheim habe und vorsorglich schon jetzt den Refill beantragt – das scheint eine mehrtägige Aktion zu werden. Wir ziehen unverrichteter Dinge und mit Rezept wieder ab. Nervig ist das!

Weiter zum wichtigeren Teil des Ausflugs: Ans Meer! Mit unverstelltem Blick und steifer Brise sind wir den ganzen langen Pacifica-Steg einmal hin (1,140 Füße)- und wieder zurückgegangen (1,140 Füße) inklusive Krabbenfischern in die wohlgefüllten Eimer und Wellen gucken. Nix ist der Genesung zuträglicher als ein weiter Blick und ordentliche Flutwogen!

Danach noch grocery shopping, wo mein Beitrag die Auswahl der aufzusuchenden Gänge und Lebensmittel war und Toni sich um den lästigen Rest wie Einkaufswagen vollpacken, Einkäufe schleppen und im Auto und anschließend in den Schränken zu verstauen gekümmert und für unser Abendmahl gesorgt hat.

So weit wie heute bin ich seit dem 1. Mai nicht am Stück gelaufen. Gar nicht zu sprechen von drei Mal an einem Tag in ein Auto ein- und aussteigen. Ich war fix und alle! Ich glaube, ich werde erst morgen nach einem langen langen Schlaf zu schätzen wissen, welchen großen Fortschritt ich in den knapp zweieinhalb Wochen schon gemacht habe.

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