Freie Fahrt für freie Bürger

Nur noch zwei Drittel aller Amerikaner im berechtigten Alter haben im letzten Jahr ihren Führerschein gemacht. Noch vor fünf Jahren waren es immer mindestens 90%, seitdem herrscht ein Abwärtstrend. Das hat den investigativen Reporter im Glanzmagazin beim Friseur nicht ruhen lassen. Warum nur? Warum verweigern sich junge Menschen dem amerikanischen Traum? Er zieht aus, sie zu fragen. Die überwiegende Mehrheit ist damit zufrieden, ihren Transportbedarf mit alternativen Mitteln zu decken, kurz gefolgt von der Gruppe, die sich den Aufwand, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen, nicht antun wollen*; Geld lieber für andere Dinge auszugeben ist im Mittelfeld, Umweltschutz auf Platz 9.

Nostalgieumnebelt beschwört der Reporter seine Jugend, wo Führerschein und erstes eigenes gebrauchtes Klapperauto Symbole für Freiheit, Abenteuer (mit einem Getriebeschaden nachts auf einer einsamen Landstraße ?) und erste Liebe (Rücksitz) waren. Und heute? Soll Mutti ewig fahren? (Öffentlicher Nahverkehr oder Fahrräder kommen ihm gar nicht in den Sinn.) Was, fragt er verzweifelt, soll aus diesem Land werden?

Mir wurscht. Meine Friseurin hat den Herrn vor mir navy-kahlgeschoren und ich bin jetzt dran.

* Mit hat die Begründung einer 16-Jährigen besonders gut gefallen, die sagt, sie fühle sich noch nicht reif für eine Beziehung mit einem Abhängigen (“you gotta feed it gas, you gotta maintain it and there’s always something that needs fixing”).

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