Am Samstag stand das Aquarium in Monterey auf unserem Ausflugsprogramm. Eigentlich eine schöne entspannte Zweistundenfahrt nach Süden, wenn man statt des Scenic Highway Number One (wo man eh nix sieht, denn es ist Sommer und der Pazifik hüllt sich in Nebel) den Highway One-O-One (101) nimmt. Dort steht man dann allerdings erst mal im Stau, weil alle – außer uns – nach Gilroy wollen, zum Garlic Festival. Jeder, der mal dort war, schwärmt davon, daß es “garlic icecream” gebe und sogar für umsonst. Will ich nicht. Mir langt’s schon, daß wir bei beim Vorbeifahren wegen der “Stinking Rose” die Autofenster geschlossen halten müssen.
Endlich sind die Knoblauchfans weg von der Straße und wir zuckeln gemütlich weiter, auf die dicke Nebelwand zu (das Aquarium liegt am Meer und… siehe oben). Und in den nächsten Stau. In Laguna Seca ist nämlich Motorrad-Grand Prix und der Straßenrand dicht zugeparkt mit Pick-ups und Anhängern. Schnell durchgewurschtelt und dann umgehend in der Warteschlange auf dem Gehweg vor dem Aquarium angestellt. Da sind wir dann positiv überrascht. Die Amerikaner sind schon sehr gut im Verwalten und Steuern von Menschenmassen. Obwohl sich hier viele viele Wartende ballen, haben wir binnen 10 Minuten unsere Eintrittskarten und können Fischerl schauen.
Wenn man’s nicht in echt sehen kann, lohnt ein Blick auf die hervorragende Website (http://www.montereybayaquarium.org/); uns ist in den fast fünf Stunden im Aquarium keinen Moment langweilig geworden. Ich mag ganz besonders die Quallen-Ausstellung (heißen hier “Jelly Fish”) und den Kelp Forest und das riesige Open Sea Aquarium und die “Touch Pools”, das ist sowas wie ein Streichelzoo für Wassergetier. Wie überall, wo es was zum Anfassen oder Drehen oder Drücken gibt, muß man immer erst die kleinen Kinder wegkicken und -drängeln, um auch mal einen Seestern zu berühren oder einen Rochen zu streicheln. Wenn ich’s recht bedenke, mag ich eigentlich alles dort, besonders Quallen. Wie schön, daß die Aquariumsleitung eine zweite Ausstellung aufbauen hat lassen: “The Jellies Experience”, die den Besucher mit einem Motto von Jimi Hendrix – “You have to give people something to dream on” – nahtlos in die Swinging Sixties katapultiert, psychedelische Klänge und wilde Farben in verwirrenden Mustern inbegriffen. (Es können auch verwirrende Farben in wilden Mustern gewesen sein – war alle so schön bunt und durcheinander.) Stimmt schon, Jellies sehen aus, wie während eines LSD-Trips herbeihalluziniert. Vom Rest-LSD hat der Lampenmacher was abbekommen und sich sehr hübsche Jelly-Fish-Beleuchtungskörper ausgedacht. So hübsch, daß ich erwogen habe, mir tatsächlich einen für zu Hause anzuschaffen. Also ganz kurz vor Torschluß in den Giftshop geeilt, Lampe kaufen. Alles haben sie da, allen Kruscht, den man sich denken kann. Bloß die Lampen nicht. Ich habe die Menschen dort so lange bekniet, bis die Store-Managerin hinzugeholt wurde. Die war am Boden zerstört und hat sich mehrfach entschuldigt (“I apologize for your inconvenience”), mich aber doch auch einen Schritt weitergebracht und mir die Telefonnummer des Museumsmitarbeiters gegeben, der vielleicht mehr über die Verkäuflichkeit von Quallenlampen weiß. Mal schauen. Man weiß ja, daß mein Mittelname “Persistence” ist, möglicherweise kann ich dem eine abschwatzen. Ich wäre nötigenfalls netterweise sogar bereit, so lange zu warten, bis die Sonderausstellung wieder abgebaut wird.
Draußen wartete dann das dritte Großereignis des Wochenendes auf uns: immer, wenn in Laguna Seca Motorrad-Grand Prix gefahren wird, ist anschließend Biker-Treff auf der Cannery Row in Monterey. Neben dem Vorzeigen von Tattoos scheint zu den Teilnahmebedingungen zu gehören, daß jeder Biker alle paar Minuten seinen Motor aufheulen und knattern läßt – es war unwahrscheinlich voll und laut.
Toni hat uns heil und zügig zurückgefahren und dann war auch schon fast Sonntag und Zeit für das Kite-Festival auf der Marina in Berkeley. Die Kite-Fest-Veranstalter haben immer einen Saudusel mit dem Wetter: strahlende Sonne, tiefblauer Himmel und eine ordentliche Brise. Wir waren gerade genau rechtzeitig auf dem Gelände, um uns Formationsflüge anzusehen. Ich bin ja schon stolz, meinen Drachen einfach zu fliegen, umso mehr habe ich vier “Arizones” dabei bewundert, wie sie ordentlich starten, landen, am Boden oder in der Luft stehen, auseinander- und zusammenfliegen und das alles, ohne ihre Schnüre zu verwirren oder sich gegenseitig vom Himmel zu holen. Nach ein paar großartigen Solo-Vorführungen (als Musikuntermalung greifen Kiter gerne zu Queen oder Bizet), bei denen es mir schwerfiel zu entscheiden, ob ich mich auf auf den Drachen oder auf den mit dem Drachen tanzenden Mann konzentrieren soll (ist beides gleichermaßen faszinierend) , gab’s eine “Rokkaku Kite Battle” mit 40 Teilnehmern. Erklärtes Ziel ist es, alle Gegner zu eliminieren und als letzter seinen Drachen noch in der Luft zu haben. Gekämpft wird mit allen Mitteln, es ist sogar erlaubt, die Schnur eines feindlichen Drachens mit der des eigenen durchzuschneiden (sonst vollkommen verboten). Ich habe auf Pink Mama gesetzt (eine sehr kämpferische Dame um die 40 im rosa Jogging-Anzug) und sie hat’s tatsächlich unter die ersten fünf gebracht, bis sie bei einer bösen Attacke mit abgestürzt ist. Sehr spannend.
Dann wurden wir selbst aktiv. Also vielmehr Toni. Er hat mit Christophs Unterstützung seinen Drachen montiert (das dauert bei den vielen Schnüren eine Weile) und dann dieses schwere Teufelsteil ewig geflogen. Ich habe nur zugesehen, die Sonne und den bunt gefüllten Himmel genossen.
Zum Abschluß gab’s Schnitzel im “Gaumenkitzel”, wo man Spirituosen eigentümliche Namen gibt.
Und dann war das Wochenende vorbei. Bilder gibt’s demnächst.
