JĂŒngst hat sich eine Freundin bei mir erkundigt: “Wie sehen die WE-AktivitĂ€ten aus â habt Ihr Pfingsten? Was versteht da eigentlich der gemeine Ami drunter ? WĂ€r mal was fĂŒrân Blog â so ne Art reprĂ€sentative Kleinumfrage vorneweg, versteht sichâŠ..”
Echt, ist das schon wieder sieben Wochen her, daĂ dein Kind bei mir im Garten Ostereier gefunden hat? Hier ist fĂŒr mich jetzt die Zeit angebrochen, in der ich immer wehmĂŒtig meiner Heimat gedenke – all die herrlichen verlĂ€ngerten BrĂŒckentagswochenenden im FrĂŒhsommer. Mal schnell an den Gardasee oder fĂŒr ein Wöchele in den richtigen Sommer zum Schnorcheln nach Ăgypten… Nein, ist nicht. Hier sind Kirche und Staat qua Verfassung streng getrennt. Religiöse Feiertage können gerne im zustĂ€ndigen Tempel begangen werden (Meinungs- und Religionsfreiheit), aber nicht auf Kosten des Arbeitgebers (Kapitalismus). Ganz ohne Widerspruch sind die vermeintlich sĂ€kularen Vereinigten Staaten von Amerika allerdings nicht: Weihnachten ist zum Beispiel einer der wenigen Tage, an denen hier GeschĂ€fte mal geschlossen sind, auf den Dollar-Noten steht “In God We Trust” und ich möchte gar nicht wissen, welcher Aufschrei durch dieses Land gehen wĂŒrde, wenn ein PrĂ€sident den Eid nicht auf eine Bibel ablegen und auf den Zusatz âso help me Godâ verzichten wĂŒrde.
Wir begehen stattdessen am letzten Montag im Mai den “Memorial Day” (ursprĂŒnglich “Decoration Day”, ein Tag an dem GrĂ€ber gefallener Soldaten geschmĂŒckt wurden). DafĂŒr braucht man (zumindest suggeriert das die zunehmend lautere und buntere Werbung): .
Banners (Flaggen – mit 50 Sternen – gibt es gerade in allen GröĂen ĂŒberall als Sonderangebot), Booze (die GetrĂ€nkekette “Bevmo” bietet auf Hochprozentiges aktuell zweistellige Rabatte an) und Botox.
Zum Entsetzen meiner amerikanischen Kollegen hat die ignorante deutsche GeschĂ€ftsfĂŒhrung diesen Tag nicht in die “Vacation Policy” aufgenommen (es steht in den USA jedem Arbeitgeber frei, ob und welche Federal Holidays er gewĂ€hren will). Wir werden also einfach arbeiten. Oder, auf gut SchwĂ€bisch, “Buckeln” (Alliteration gerettet).
aha, dankeschön!