Nur ein Viertelstündchen

Der Billigklamottenladen in der Passage unten kündet auf großen Plakaten, dass alles raus muss und dafür die Preise um 70% oder mehr gesenkt seien. Hmmmm. Ich war schon so ewig nicht mehr shoppen… und menschenleer ist da drin auch… und ich bin Schwäbin… sollte ich vielleicht einfach mal…?

Also “einfach mal” geht schon gar mal gar nicht. Sagt die diensthabende Zerbera und will wissen, ob ich denn einen Termin…? Nein, sag ich. Hab ich nicht. Aber es ist ja außer mir niemand da und ich verspreche, von mir Abstand zu halten. Maske sowieso. Sie schreibt mich ein und ich bekomme die Hände desinfiziert sowie ein Zeitfenster von 15 Minuten zugeteilt. Daran müsse ich mich halten, für später habe sie “Vormerkungen”. “Zwei Paare. Dann ist mein Laden voll.”

Is ja gut. Ich quetsche mich durch die vollen Winterwarendrehständer mit den roten Reduzierfähnchen (die pastellige Frühjahrsware hängt schon an den Wandständern und die anderen stehen normalerweise draußen und stopfen nicht die Verkaufsfläche voll), gucke hier und da und brauche eigentlich nix. Doch. Socken. Meine haben kollektiv über diesen viel zu langen Winter Löcher gekriegt. Also. Ein Paar, zwei Paar, “wenn sie drei nehmen, kriegen sie jedes Paar für 99 Cent”. So ist das also, wenn auf eine Kundin eine Verkäuferin kommt. Keine Socke unbeobachtet. Dann also: Drei Paar. “Unterwäsche wäre auch im Angebot”. Also durchgeschoben zum Unterwäscheständer. “Nein, das ist nicht die Angebotsware. Die ist hier. In Ihrer Größe haben wir auch noch einiges da.” Ein Dreierpack. Noch einer. Das langt dann eigentlich. “Sie haben noch vier Minuten.” Huiuiui. Unter Druck entscheide ich mich bekanntermaßen immer schnell. Flugs noch einen warmen Pullover gegriffen, und nun eilends bezahlen, vor dem Laden scharren schon achthufig die beiden oben erwähnten Paare. Während die Verkaufsdame die Etiketten abschreibt, weil “die Reduktionen nicht in der Kasse” sind, finde ich davor im Quengelkruschtelkorb noch zwei Haargummis und dann habe ich endlich eine Tüte voll Zeug geshoppt. Für so wenig Geld, dass ich mich schämen sollte.

Tue ich aber nicht. Meine Innere Ländle-ExPat freut sich über den Extra-10%-Click-and-Greet-Rabatt (unverdient noch dazu, habe weder geklickt und gegrüßt) und dann ziehe ich mit meinen Einkäufen von dannen und freue mich daheim nochmal, dass mit meiner heutigen Beute mein Offline-Shoppingbedarf für die nächste Zeit wieder gut gedeckt ist.

Meinen Lesenachschub lass ich dann wieder liefern.

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