Dauerwelle

Beim Liftfahren hin und zurück vom Wochenendeinkauf festgestellt, dass es aktuell zwei Geisteshaltungen zu geben scheint. Für die eine steht der Gesichtsexhibitionist, der mich von oben herab mit einem mitleidig-ironischen Blick (“Die Alte spinnt ja!”) bedenkt, für die andere die Dame, die sich hektisch die Hände vor den Mund preßt und in der dreistockwerklangen Fahrt 1000 Entschuldigungen hervorpreßt, warum sie gerade jetzt “ausnahmsweise” Mund und Nase nicht mit Tuch bedeckt.

Mir fällt dazu nur das vorgestrige Interview mit dem Virologen Hendrik Streeck in der FAZ ein, der den Begriff zweite Welle gar nicht mehr hören will, sondern uns stattdessen mehr oder minder schonend auf eine Dauerwelle vorbereitet.

Aus Kalifornien höre ich derweilen, dass der zweite Lockdown läuft. Die einzigen Menschen, die sich nicht aus freiem Willen draußen aufhielten, seien die in den prekären Beschäftigungsverhältnissen, die die bessergestellte “Shelter-at-Home-Homeoffice”-Bevölkerungsgruppe mit Nahrung und Ablenkung in Amazon-Paketen versorgen.

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