Residenztheater: Elektra

Ulrich Rasche inszeniert das Stück sehr frei nach Hofmansthal und baut seinen Schauspielern eine Bühne, angesiedelt irgendwo zwischen Käfig und Mahlwerk. Sehr sehr großartig! Elektra Katja Bürkle spielt sich zwei Stunden lang die Seele aus dem Leib. In Monologen, in seltsamen Zwiegesprächen (?) mit dem Chor, in den Auseinandersetzungen mit Schwester Chrysothemis (Lilith Häßle), Mutter Klytämnestra (Juliane Köhler) und ihrem kleinen Bruder Orest (Thomas Lettow) mit einer irren Kraft und Intensität. Man kann gar nicht anders, als mit ihrer Figur zu leiden, die sich den Kopf an den gläsernen Decken der antiken Gesellschaft (ist doch nur eine Frau…) blutig stößt, am Verrat der Mutter am Vater verzweifelt (Klytemnästra sticht den Heimkehrergatten Agamemnon im Bade nieder, um dann das eheliche (!) Bett und die Macht in Mykene mit einem Liebhaber (!) zu teilen), die Ergebenheit der Schwester ins “naturgegebene” Schicksal (fruchtbar sein und sich mehren) nicht begreifen kann.

Rasche verläßt sich auf die Macht der Sprache und die Fähigkeiten seiner Schauspieler. Es gibt weder wallende Kostüme noch Requisiten. Dafür Musik (Streicher und Percussion), die den Takt vorgeben für den ewigen Marsch von Chor und Hauptdarstellern auf der ewig sich drehenden Käfigbühne. Ich hätte nicht geglaubt, was für eine Wirkung diese doch sehr minimalistische Inszenierung auf mich haben könnte und falls noch wer Zeit hat, möge er/sie versuchen, Karten für die letzten beiden Aufführungen am 13. und 14. Mai zu bekommen.

Ich verspreche, dass keine/r das Theater unberührt verlassen wird.

 

Mein Begleiter, vom Fach Physiotherapeut, war im übrigen neben allem anderen sehr angetan vom Quadrizepstraining für die Schauspieler. Zwei Stunden lang stetig ansteigend im Kreis zu laufen ist ja nun auch nicht nichts.

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