Wohl mit’m Klammerbeutel gepudert, wa?

Erst dusche ich im Duschraum neben einer, die mit einer Nagelschere ihr Schamhaar in eine Art Paisley-Komma trimmt. Von mir aus, auch wenn mir vor den Krusselhaaren, die an meinen Füßen vorbei in den Abfluß treiben, ein wenig graust. Doch hey, damit kann ich umgehen, ich nehme einfach die Brille ab und bin außerdem eh schon fast fertig, nur noch schnell Haare ausspülen.

Als ich abgetrocknet bin, mich ankleide und – draußen is koit – meine Haare trocknen will, holt sich die nächste gerade einen Hocker, legt ein Sitzerhöhungskissen drauf, nach einem kurzen prüfenden Blick noch ein zweites, wickelt dann ihr Handtuch vom Körper und breitet es, penibel gefaltet, auf der nunmehr krüppelkompatiblen Sitzgelegenheit aus. Aufsitzen, Föhn aus der Wandhalterung wurschteln, dann die heiße Luft erst in die Achselhöhlen blasen, danach unter die Brüste, als nächstes über dem Bauchnabel kreisen, langsam weiter am Körper nach unten arbeiten, abschließend föhnt sie die Zehenzwischenräume.

Ich habe meine Haare inzwischen zu einem Dutt verknotet und werde halt draußen ein Tuch umbinden; nur noch flugs alles im Rucksack verstauen und die Regenjacke anziehen. Dazu muß ich an der Nächsten vorbei, die gerade flächendeckender als einst die Amis in ‘Nam ihr Agent Orange ihr schleimhautverklebendes Deodorant versprüht, um sich anschließend im Duftpartikelschauer zu ergehen. Hust, Würg, Spotz – raus hier! Sagt’s einmal, ihr Damenumkleidenmitnutzerinnen, muß das sein, dass ihr andere zur Teilhabe an euren intimsten Reinigungsritualen zwingt? Könnte man die Detailverrichtungen nicht im eigenen Badezimmer zu Hause vornehmen, wo sie hingehören?

Man merkt schon deutlich, dass wir nicht auf dieselbe Schule gegangen sind. Mein spitzbärtiger Physiklehrer, der Teufel siede ihn langsam auf kleinstmöglicher Flamme, pflegte nämlich mit schöner Regelmäßigkeit Sprüche abzusondern wie “Wenn du denkst, du bist allein, machst du deine Nägel rein”. Es spricht nicht gerade für sein didaktisches Geschick, dass ich zwar heute don’t know much about physics, mich aber an eine ganze Auswahl derartiger Schwachsinnsmerksätze erinnern kann und weder öffentlich meinen Nabel föhne, noch mein Schamhaar onduliere oder gar andere Menschen mit Stinkgas angreife.

Ich kann meine verbleibenden IRENA-Termine (s. https://flockblog.de/?p=33002) inzwischen an drei Fingern abzählen. Das heißt auch: nur noch drei Aufenthalte in der Damenumkleide in der Reha-Einrichtung und dann nimmermehr. Jubel!

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