Die sechzehnjährige Schülerin Yvonne ist schwanger. Ihre Frau Mutter, Elvira, 36, schwarzblau-gefärbtes Haar zu Stacheln hochgegelt, in zur Konfektionsgröße inkompatible Kleidung gepresswurstet, Piercings über das ganze Gesicht verteilt, nähert sich dem Problem: “Sach ma, du verfickte Schlampe, bissu zu doof, um die Pille zu nehmen? Welcher Arsch hat dir den Braten in die Röhre geschoben? Der mussas zahl’n.” und stößt auf wenig Resonanz. Sie versucht es mit Ansatz Numero due: “Mönsch, Yvonne, du biss mein Tochter und schliebdisch. Sach ma Mamma, wer der Papa is.” Hysterische Tränenausbrüche, aber immer noch keine Antwort. Fortan changiert Mutter Elvira fließend zwischen diesen beiden Kommunikationsansätzen. Der Trainingsanzugvater, so eine Art Horst, kommt nur ab und zu dazu, um sich über das “blöde Weibergeflenne” zu beschweren und den Namen des Schändigers brüllend einzufordern, auf dass er ihn “kaltmachen” könne.
Weil das Kind aber hartnäckig schweigt, besinnt sich Frau Yvonne auf die Klassiker “un biste nisch willisch, dann brauchsch Gewalt” und engagiert ein Detektivpaar, das auch sofort den Referendar der Gesamtschule ins Verhör nimmt. Der ist Lehrer, also Intellektueller, also Brillenträger und kann trotzdem die Wortfolge “Unzucht mit Schutzbefohlenen” mit den ganz offensichtlich zu seiner Sehstärke nicht passend geschliffenen Linsen beim besten Willen nicht vom Teleprompter ablesen und beschränkt sich nach mehreren mißlungenen Anläufen (zum Wegschmeißen) darauf, zu versichern, dass er die Kleine nicht gefickt habe. Erstens, weil sie in seiner Klasse ist und zweitens, selbst wenn er es gewesen wäre, sie davon nicht schwanger hätte werden können, weil “ich bumse immer mit”. Das überzeugt die Ermittler und sie suchen sich einen anderen Verdächtigen. Warum nicht den Busfahrer? Der ist aber wenig auskunftsfreudig (“ich kenne die verfickte Schlampe nicht einmal, bei mir fahren tausende Schüler mit”) und bekommt zur Strafe eine versteckte Kamera in den Bus eingebaut.
Um eine viel zu lange Geschichte kurz zu machen: Yvonne kann wirklich nichts dafür. Die ist nur schwanger. Dass das trotz Pille passieren konnte, liegt daran, dass Jürgen aus der Parallelklasse schon lange für sie schwärmt und mit ihr eine Familie gründen will und darum die Packung “ausgetauscht” hat. (da sage noch einer was gegen Gesamtschulen und die Qualität des dort angebotenen Chemieunterrichts. Außerdem Pillenpackungfälschung. Lernt man das bei Kunsterziehung?) Mit dem macht Yvonne denn auch gleich Schluß. Nix da. “Und zwar nie mehr!” Die Ermittler ermitteln, dass der Erzeuger tatsächlich der Busfahrer ist. “Da sieht man mal wieder, was moderne Technik so alles leistet”, klatschen sie sich ab. Hätte man aber auch nicht gedacht, dass der sich daraufhin von seiner Verlobten, “der verfickten Schlampe” trennt (oder sie sich von ihm, das weiß ich jetzt nicht genau, da war ich grade auf eine Zigarettenlänge draußen) und hinfort mit der jungen Mutter, dem selbstgezeugten gemeinsamen Knaben und ihren Eltern Elvira und Jogginganzug einen auf harmonische Familie macht. “Vielleicht sogar heiraten, wenn dat Yvonne volljährig ist.” Nämlich. Aber vorher wartet Yvonne noch, bis der Kleine seinen ersten Geburtstag feiert. Danach geht sie nämlich wieder in die Schule und macht den Hauptschulabschluss. Nämlich II.
Aufmerksame Leser werden es sich schon gedacht haben: ich war am Wochenende zu Hause und habe mit meinem Papa Dokusoap-Nachmittage durchgestanden. Dieses gräßlich Laien-Darsteller-Detektiv-Paar emittelt den ganzen Nachmittag lang, mit tätiger Unterstützung anderer seltsamer Billigdarsteller, so fünf oder sechs Fälle aus dem wirklichen Leben und danach ist man hirngewaschen und überzeugt, dass Deutschland vor die Hunde geht. Möglicherweise sind das die Fox-News des gemeinen AfD-Wählers.
Als Bonus noch mein Lieblingsdialog zweier Schulmädchen aus einer anderen Folge (Betonklotzgesamtschule mit graffitibeschmierten Wänden und mehreren (!) Raucherecken; Nicole und Ramona wegen kleinerer Delikte bereits bei den Detektiven aktenkundig):
Nicky: “Hey, du verfickte Schlampe*. Klaut deine Mutter immer noch bei KiK?”
Mona: “Hat meine Mutter nicht nötig. Der gehört KiK.”
* Männliche Darsteller sind in Konfliktsituationen übrigens allesamt “verfickte Schwanzlutscher”. Bei der Häufig- und Regelmäßigkeit bin ich davon überzeugt, dass die Autoren für Beschimpfungen Tastaturkombination haben.