Ich will es jetzt einmal für ein gutes Omen halten, daß in meiner Mieternummer gleich zwei Mal die Zahlenfolge “007” enthalten ist, denn bis dato kann ich meinem Vermieter eigentlich nur ein ganz besonderes Talent zum Knüppel zwischen die Beine* werfen attestieren. Den Mietvertrag? Habe ich bis heute noch nicht, warum auch? Weil zum Beispiel der wohnungs- und schlüsselübergebende Hausmeister auf einem schriftlichen Einzahlungsnachweis für die Kaution besteht? “Kein Problem”, sagt der Verwaltungsangestellte, “die Kontonummer steht in den Vertragsunterlagen.” “Die”, sage ich, mühevoll die wachsende Panik und Ungeduld in meiner Stimme unterdrückend, “ich immer noch nicht bekommen habe.” E-mail? Fax? Reitender Bote? Irgendeine andere Zustellart als Schneckenpost? “Nein”, sagt der Verwaltungsangestellte, “machen wir nicht” in diesem Das-haben-wir-immer-schon-so-und-nicht-anders-gemacht-da-könnte-ja-jeder-kommen-Ton, der bei mir einen Beißreflex auslöst. Nach zwei Tagen mit zunehmend hektischeren Telefonaten habe ich ihn soweit, daß er mir immerhin die Nummer des Kautionskontos per e-mail schickt. Bravo! Das macht ihn zum klaren Anwärter für den Titel “Verwaltungsangestellter 2.0” und mich zum schnellsten Kautionsüberweiser ever.
Gut, das hätten wir geregelt, meine Chancen, am 1. Dezember den Hausschlüssel zu bekommen, sind soeben sehr stark gestiegen. Das ist hilfreich. Nicht zuletzt deswegen, weil die Lagermenschen, die auf meine Möbel aufpassen, im Kleingedruckten ihres Vertrags versteckt hatten, daß, wenn ich meinen Hausrat nicht spätestens am 3. Dezember von ihnen weghole, jeder weitere angefangene Tag wie ein Monat zählt und somit auch eine weitere Monatsgebühr, im Voraus und nicht erstattbar, erhoben wird. Interessante Zeitrechnung, to say the least. Und auch, weil die einzige Umzugscrew, die in der Adventszeit noch aufzutreiben war, nur am 2. Dezember vormittags Zeit hat.
Durchatmen. Dieser Teil scheint geregelt. Was noch? Mein Vormieter ist wankelmütig. Will sein Bett, das bis dahin hoch oben auf der Ablöseliste stand, doch mitnehmen. Oder nicht. Oder doch. Oder bis zum 15. in der Wohnung lassen und dann holen. Oder doch mir verkaufen. Nachdem sich diese Entscheidungsunfreudigkeit über eine Woche hingezogen hatte, habe ich heute eine klare Ansage eingefordert. Letzter Stand: sein Bett bleibt sein Bett bleibt sein Bett. Gut, daß ich mein rotes Futon eingepackt habe. Das Futon war vor seiner Karriere als Gästebett in San Bruno schon mal mein Aushilfsbett, das kann es wieder sein. Haben wir auch dieses Problem gelöst, wiewohl mir das coole (und bereits fix und fertig aufgebaute) Vormieterbett doch sehr ins Auge gestochen hätte. Ich bin noch dabei mir einzureden, daß das bestimmt bedeutet, daß da draußen in den fernen Möbelwelten eine viiiieeel bessere und schönere Schlafstatt auf mich wartet. Bestimmt.
Nächster Punkt: ich brauche Strom. Und Internet. Und einen Staubsauger.
Anruf bei den Stadtwerken: “Ich möchte bitte Strom von Ihnen.” “Ja, welchen Strom hätten’S denn gern?” “Ja, hmm, weiß nicht…” (Kann ich denn ahnen, daß, kaum ist man ein paar Jahre außer Landes, die SWM vier verschiedene Stromsorten erfinden?) “Kann ich mir das nochmal überlegen?” “Kein Problem” sei das, befindet die freundliche Dame am Telefon, man lasse üblicherweise die Leitungen offen und stoppe die Stromzufuhr erst, wenn man über eine ganze Weile Verbrauch beobachte, ohne daß sich jemand dafür verantwortlich und zahlungswillig zeige. Das ist schon nett hier; amerikanische Energieversorger kennen da nix, die stellen nach dem Motto “Kein Geld? Licht aus!” auf die Stunde genau ab.
Internet bestellen ist komplizierter. Mit Kabelfernsehen? Ohne? Mit bis zu 10 Telefonanschlüssen? Warum? Oder säckeweise Filmen und Serien aus der hauseigenen Datenbank? Welche down-, up- und wo wir gerade dabei sind, side- und ums-Eck-load-Geschwindigkeit braucht der Mensch? Als Nicht-Gamer, aber Doch-Streamer? Wie lange dauert es, bis mein Smartphone explodiert, wenn es als Hotspot benutzt wird und wann streikt der Mobilfunkanbieter in diesem Fall? Es isch ned oifach in dera digitala Weld…
Ich brauche schon gar nicht mehr alle Finger an einer Hand zum Abzählen, wann es endlich losgeht mit der Umzieher- und Auspackerei und dann bleibt nur noch wieder eine Grundausstattung an Lebensmitteln und Gewürzen zu besorgen und nach und nach zu ersetzen, was ich nun schon zum 2. Mal wegen falscher Spannung verschenkt habe (Staubi zuerst!) und schon wohne ich wieder. Hach!
* Im Angelsächsischen geht man für dieses Idiom nicht mehr zu Fuß, da heißt es “to put a spoke in sb.’s wheel”.