In Kalifornien kann jeder Bürger eine Vorlage zur Volksabstimmung einreichen. Einfach aufschreiben, was einen umtreibt, einen $200-Scheck beilegen und vor dem 28. Februar an den “Secretary General” des Bundesstaates in Sacramento schicken. Der muß qua Gesetz der Eingabe dann eine Nummer (“title”) vergeben, den Inhalt zusammenfassen (“summary”), das Papier in Umlauf bringen (“circulation”) und wenn weitere 365.000* Bürger der Meinung sind, das Volk müsse darüber abstimmen, kommt die “ballot” im nächsten November auf den Wahlzettel.
So ist auch Matt McLaughlin, ein Anwalt aus Huntington Beach, vorgegangen, als er seinen “Sodomite Suppression Act” eingereicht hat. Ich fasse kurz zusammen: Herr McLaughlin will Homosexuelle abschaffen, weil ihr Sexualverhalten Gott nicht gefällt und die Guten nur dann vor der Rache des Allmächtigen verschont bleiben, wenn sie sie alle töten. Ja, richtig. Put to death by bullets to the head or by any other convenient method, und zwar jede/n, die/der gleichgeschlechtlich lebt und liebt. Der ganze Siebenpunkteplan zur Säuberung Kaliforniens steht unten.
Es kommen da ein ganzer Haufen Dinge zusammen. Ich habe keine Ahnung, warum Matt McLaughlin so ein Schwulenhasser ist, aber den Herrgott als Ausrede für seine persönlichen Befindlichkeiten zu nehmen, ist doch gar zu billig. Und saugefährlich, was hält denn andere Psychopathen davon ab, ihren Gott vorzuschieben, wenn sie morgen gegen Radfahrer und übermorgen gegen Übergewichtige sind? Alle totschießen, hah! Diese Vorlage ist ein Aufruf zur Gewalt, wie er lehrbuchmäßiger nicht geht. Darüber hinaus hat Kalifornien die Todesstrafe abgeschafft. Gut, das war erst am 16. Juli letzten Jahres und die Urteilsbegründung berief sich auf die Willkürlichkeit bei der Verhängung und diesen Elendsverspätungen beim Vollzug, aber abgeschafft ist abgeschafft. Die kalifornische Generalstaatsanwältin hat nun das Gericht angerufen, weil sie in ihren Amtseid geschworen hat, alle Bürger zu schützen und sie diesen Vorschlag deswegen nicht zulassen kann und will. Verfassungsrechtler schätzen die Gefolgsaussichten dieses Vorstoßes recht gering ein. Wäre das nicht ein angemessener Zeitpunkt, über eine Änderung der Vorschriften/Gesetze nachzudenken? Hmmm?
Die Bürgerrechtlerin Charlotte Laws (ein Name, den Thomas Raab sich nicht hätte schöner ausdenken können), setzt darauf, den Mann und seinen “Sodomite Suppression Act” der Lächerlichkeit preiszugeben und hat, ebenfalls fristgerecht und mit einem $200-Scheck bewehrt, den “Intolerant Jackass Act” eingereicht. Sie predigt darin die Liebe zu Freiheit und Toleranz und fordert, daß jeden Autor einer Vorlage, die zum Mord an Schwulen und Lesben aufruft, fürderhin nur noch als intolerantes Arschloch zu bezeichnen sei. Außerdem verpflichtend für den Zeitraum eines Jahres und mindestens drei Stunden pro Monat an einem “sensitivity training” teilzunehmen hat und $5,000 an eine schwule oder lesbische Organisation spenden muß.
Nettes Späßle g’macht, Frau Laws – aber ich fürchte, Herr McLaughlin wird sich nicht allzuschwer tun, 365.000 religiöse Fanatiker zu finden, von denen nicht einer die Bergpredigt gelesen hat. Man kann nur hoffen, daß die Wähler ihr Kreuzchen letztendlich mehrheitlich bei “NO” machen.
* 365.000 entspricht 5% der abgegebenen Stimmen bei der letzten Präsidentschaftswahl
