Was ich getan habe, um mir dieses Lob zu verdienen? Meine Lektion gelernt? Ach was, nicht doch. Den Hunger besiegt und der Welt den Frieden gebracht? Quatsch. Natürlich nicht. Wenigstens eine gute Tat getan? Ja, schon, sogar dreieinhalb. Aber das war viel später. Gelobt worden bin ich, weil ich meine neuen Klamotten weder mit Kreditkarte noch Bargeld, sondern ausschließlich mit Coupons und Giftcards bezahlt habe. Und wenn einer kein Geld ausgibt und trotzdem neue Anziehsachen erwirbt, dann ist das im amerikanischen Wertesystem lobenswert.
Während ich auf dem Weg zum Parkplatz dieses doch recht perverse Prinzip begrübele, schnorrt mich eine junge Frau um eine Zigarette an. Ich gebe ihr gleich noch eine zweite für ihre Freundin mit. Eine Mutter mit einem winzigen Buben und einem knapp ein Jahr älteren Mädchen keucht unter der Last zweier fetter Schokoladenverkaufsschachteln auf mich zu. Der Kleine quiekt sein “S’cuse me, Madam, would you like to buy some chocolate to support our school?”-Sprüchlein und ich zücke meinen Geldbeutel. “Ein Dollar, wie immer?” “Nein, zwei Dollar.” Die Marketinggenies von “World’s Finest Chocolate” stellen seit diesem Jahr für die School-Fundraiser nämlich Doppelriegel her (s. http://bit.ly/18hBafk). Mich hat der Spaß vier Dollar gekostet, ich konnte den enttäuschten Blick der Schwester nicht ertragen.
Kann aber dafür den Tag beruhigt beschließen, denn ich habe mir das Lob in einem fairen Ablaßhandel redlich verdient.