Ohne Gruß und ohne seiner Frau, die sich an zwei Krücken hinter ihm herschleppt, die Tür aufzuhalten, stürmt ein Herr mittleren Alters auf die Zeitschriften zu und zerrt die neueste Ausgabe von “Sports Illustrated” aus dem Ständer. Tritt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, bis seine Frau endlich zu ihm aufgeschlossen hat und hält ihr das Titelbild unter die Nase: “Da! Das isser!” Madame wirft einen erschöpften Blick auf den schwarzen Mann auf dem Cover. Ihr Gatte insistiert: “Schau doch! Der sieht doch gar nicht so schlecht aus, der hätte das doch gar nicht nötig.” Darauhin schüttelt die Wartezimmerbesatzung inkl. Madame kollektiv die Köpfe, tzzzzzt innerlich und wendet sich wieder ihren Smartphones zu. Madame immerhin schnauft vernehmlich, bringt Abstand zwischen sich und ihn und man kann sehen, wie peiiinlich ihr der ganze Auftritt ist. (Und wohl nicht zum ersten Mal.)
Und worüber echauffiert er sich so? Über Jason Collins, den ersten aktiven Spieler der NBA, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt. Vor lauter Mit-der-Zeitschrift-wedeln-und-entrüstet-sein bekommt Monsieur noch nicht einmal mit, daß Madame beinahe stürzt und gerade noch von einem anderen Patienten aufgefangen werden kann.
Mit Verlaub, mein Herr: Sie sind ein Arschloch!