Oh mei, Jonny!

Moderne urbane Menschen werden mir zueinstimmen: es in der heutigen Zeit einfach, eigentlich viel zu einfach, an neue Möbel zu kommen. Seit aber die liebe Tradition des halbjährlichen Sperrmülls der Profitmaximierung der Kommunen weichen mußte, ist Gebrauchtmöbel wieder loszuwerden echt schwer.

Die Caritas hätte sich des roten San Brunoaner Gästefutons schon erbarmt, allerdings nur vor der ersten abschließbaren Tür und in Zeitfenstern, die sich auf mindestens einen halben Urlaubstag ersteckt hätten. Wißt ihr, wenn ich die Einzelteile erst selber in den Lift wuchten muß, dann findet sich auch jemand im Freundeskreis, der mir dabei hilft und mit mir und seinem großen Auto am Samstagvormittag zum Wertstoffhof fährt. Mit katholischen Vereinen hab ich, so scheint es, nie Glück; Caritas: zero points.

Weil aber meine Freundin Annette die Königin der eBay-Kleinanzeigen ist, haben wir das Sofa dort zum Verschenken ausgeschrieben und es ist auch gleich auf viel Interesse und Interessenten aus des Herrgotts weitläufigem Tiergarten gestoßen. Cipi rief noch am selben Abend an und teilte mit, er werde die Couch in der nächsten Stunde abholen, “bis gleich”. Das war am Dienstag. Cipi hat sich bis heute noch nicht nach der Adresse erkundigt. Der kriegt sie nicht. Kann ja gar nicht, weiß ja nicht wohin.

Jonny (der zweite) wollte auch ein neues Bett, umso mehr, als er auf dem Boden schlafen werden müsse, wenn es nicht bis Samstag sein eigen sei. Mir recht, je schneller das Ding weg ist, desto mehr Licht und Platz habe bald ich im Schlafzimmer, komm du nur. Ja, nein, also heute nicht, weil kein Auto. Morgen und Übermorgen geht bei mir nicht. Dann aber bestimmt Samstag. Am Vormittag. Ja, nein, doch nicht, da hat er wieder kein Auto und er komme eigens aus Erding angefahren. Aber am Samstagnachmittag. Ganz bestimmt. Transporter scheinen im Raum Erding zu den gefährdeten Arten zu zählen; ziemlich kurz vor Ablauf des vereinbarten Zweistundenfensters schrieb Jonny wieder, dass mit dem Auto was “schiffgegangen” sei und er dafür morgen komme.

Jonny schien mir ein eher umständlicher Typ zu sein, fast die ganze Interaktion fand über das Portal statt und meine Phantasie hatte aus ihm schon einen Cousin von Machete gemacht, denn er kann auch keine SMS schreiben (http://bit.ly/2tJz7oe) oder gar fernsprechen. Vielleicht hätte ich doch Josefine den Zuschlag geben sollen, allein, die wollte nicht mehr, denn “mehrere Männer habe ich nicht zur Verfügung” (hatte ich auch nie und auch nicht zur Bedingung gemacht, aber wenn Finchen meint) und überhaupt ist Jonny inzwischen auf dem Weg. Teilt er mit. Fernmündlich. Holla! Geht doch.

Klingeln und dann die Tür auch aufdrücken bedurften zwar mehrerer Anläufe, die kurze Konversation sowie Abholen & Verladen verliefen jedoch ohne Komplikationen und das Schlafsofa IKEA LÖVAS ist nun in meinem Leben Geschichte. So nach und nach verschwinden die letzten US-Reste. Ist das ein Zeichen, dass bald mal wieder ein Umzug bevorsteht?

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