Schon wieder ein Preis

– “Was haben Gerhard Polt & die Biermösl Blosn, Helge Schneider und Fredl Fesl gemeinsam? Ja, du davorn in der ersten Reihe?”

– “Sie sind alle Bayern.”

– “Aha, ganz besonders der berühmte Straubinger G’stanzlsänger Helge Schneider, gell? Nein, das war nix. Du dahinten, weißt du’s besser?”

– “Sie sind alle komische Männer.”

– “Da müssen wir noch ein bisserl am Ausdruck arbeiten, aber in Summe nicht ganz verkehrt.”

 

Und warum schreibt die Frau vom flockblog sich so eine Anfangsszene? Weil sie gestern im Volkstheater war. Und damit auch alle merken, dass es sich um eine lustige Veranstaltung handeln soll, ging’s um 11:11 Uhr los. Was? Die Verleihung des “Großen Karl Valentin-Preises” 2017 an Sigi Zimmerschied.

Sagen wir mal so, wie man das am Theater so sagt: es war schon sehr viel Schönes dran und wurde im Verlauf der dreistündigen (!) Matinée zunehmend besser. Es hat wahrscheinlich niemand im ohnehin wohlwollenden Publikum verstanden, zu was die “g’schlamperte Begrüßung” (Zitat) der Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums Sabine Rinberger hätte gut sein sollen und auch die äußerst lange Salbaderei des Valentin-Biograph Alfons Schweiggert hätte es nicht gebraucht, schon gar nicht, weil er ewig darauf herumritt, dass der Preis aus Nichts bestehe und dass das grad gar so valentinesk sei. Sie ham halt keine Kohle bei ihrem Verein Saubande (doch, so heißen die) und der Preis ist nicht dotiert. Kann man doch auch kürzer sagen. Luise Kinsehers Laudatio war – neben den musikalischen Zwischenspielen der Gruppen “Kofelgschroa“ und „Original Bauernsfünfer“ – der erste Lichtblick, der darauf folgende Preis-“Übergabe”-Auftritt zweier Valentin-Urenkelinnen nur peinlich. Dann war Pause und die ersten gingen, war schließlich auch höchste Zeit zum Mittagessen.

Die Hartnäckigeren unter den Zuschauern wurden in der zweiten Halbzeit für die bräsige Langeweile des ersten Teils mehr als entschädigt. Erstens hatte die Kinseherin ihre scharfe Zunge wieder gefunden und legte eine wunderbare (und sehr selbstironische) Kabarettnummer hin und dann betrat der Meister selbst die Bühne und spielte sein aktuelles Programm “Der siebte Tag – Ein Erschöpfungsbericht”. Und das werd’ ich mir sicher nochmal anschauen und lege es einem und einer jeden sehr ans Herz. Mann, ist der böse! Sehr sehr schön.

Es spielte im übrigen noch eine Musikcombo auf, “Coconami”. Irgendwer im Auswahlkomitee muß denen noch einen Gefallen geschuldet haben – von drei Nummern war grad mal eine komisch, und die war von Liesl Karlstadt, dann gabs noch Gospel mit “Praise the Lord” und “Das Isarmärchen” mit allen drei oder vier oder fünf qualvoll langen Strophen (hier, für Masochisten: https://www.youtube.com/watch?v=KFkZm4tafN8). Die sind wahrscheinlich im richtigen Rahmen gar nicht übel, aber den insgesamt ca. viertelstündigen Coconami-Auftritt hätt’ ich sofort gegen drei Extraminuten Zimmerschied eingetauscht.

Aber wie’s halt so ist, man kann immer nur hoffen, dass es nicht so schlimm wird, wie es schon ist.

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

18 − three =