Wenn einer eine Reise tut, dann tut er die nicht ohne Hut

Ich gehe auf Reisen. Dazu packe ich in meinen Koffer neben diesem und jenem immer zwingend eine Schirmmütze. Kein blödes Baseballcap. Nix mit dummen Sprüchen oder gar Sportvereinslogos drauf. Nein, vorzugsweise eine Ballonmütze in einer neutralen Farbe, die gleichermaßen Sonnen- wie Regenschutz kann. So eine, wie sie auf Bildern aus den Zwanzigern jeder Prolet und Bert Brecht trägt. So eine wie die, die ich Depp im letzten Jahr in der Siebener-Tram in Stockholm habe liegen lassen.

So groß war meine Not, dass ich trotz ungemein erschwerter Bedinungen (es ist a) immerhin Oktoberfest und andere Leute haben b) gerade ihren Arbeitstag beendet und drängen mir den Zug voll) mit der U-Bahn “in d’Stodt eini” gefahren bin. Ich hätte ja gedacht, dass im Herbst die Kappenlager voll sind, weil alle eine Kopfbedeckung brauchen. Da lag ich aber falsch. Richtig ist vielmehr, dass es während der Wiesn überall nur Trachtenfake gibt, auch fürs Haupt, und in den Accessoire-Abteilungen neben dem Billigedelweißschmuck ausschließlich Loopschals zu finden sind. Hrrrrggggn!

Im dritten und (so beschlossen) letzten Kaufhaus waren sie spät dran, da wurde die Zubehörabteilung gerade für die 5. Jahreszeit eingeräumt und alles, was den Normalbedarf deckt, lag schon in Lagerkisten. Die Dekorierdame hat mir großzügig gestattet, mich darin selbständig (“fleisch hom Se no Jlick”) auf die Suche zu machen und in der dritten Box wurde ich unter einem Bündel Loopschals fündig.

Inzwischen gehört mir eine wunderschöne kardinalrote Ballonmütze aus Schurwolle aus der Werkstatt des Traditionshutmacherhauses Mayser zum Wiemachtmaneineschwäbinglücklich-Viertel des Originalpreises. Außerdem ist Rot in meiner Welt eine angemessen neutrale Farbe.

Von mir aus kanns jetzt losgehen.

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