Neu im Kino: The Wilde Wedding

Hmmm. Tja. Ich wiederhole mich nicht gern; das wesentliche über diesen Film ist schon in einem früheren blogpost zu finden: alte Schauspieler mit großen Namen, ein paar wahnsinnig gut aussehende jüngere Darsteller (berühmt sein ist kein Hindernis, aber auch nicht Bedingung), eine wunderschöne Gegend und lange helle Sommertage gefolgt von längeren lauen Nächten. (s. http://flockblog.de/?p=31609)

Achtung, im folgenden wird hemmungslos gespoilert, das macht aber nichts, weil die Geschichte ohnehin vollkommen vorhersehbar ist.

Die Besetzung:
Glenn Close: sie gibt eine gut gealterte und immer noch schöne Schauspielerin mit Ruhm und Reichtum im Nochsehrneuruhestand nach einer langen erfolgreichen Karriere als schöne Frau, mehreren Ehen sowie ein paar Kindern. Sie ist inzwischen Großmutter, verbittet sich das aber. Spielt Glenn Close mit links.

John Malkovich: Ihr erster Ex-Mann, Vater der drei Söhne, erfolgreicher Theaterschauspieler (ernste Rollen, zum Beleg sehen wir ein Photo vom über den Totenschädel sinnenden Hamlet), also nie reich geworden, der holden Weiblichkeit nicht abgeneigt, aber doch stets in treuer Freundschaft an ihrer Seite. Er heißt in der Rolle übrigens Laurence. Laurence Darling. Wenn das mal nicht eine Verbeugung vor Sir Laurence Olivier und – für die Fortgeschrittenen – Peter Pan ist. Anyway. John Malkovitch is being John Malkovitch.

Patrick Stewart: Ihr zukünftiger (und demnächst vierter) Mann. Der arme Kerl heißt Harold und trägt furchtbarfusseliges Haupthaar. Brite, also Akzent (schrullig). Noch dazu Autor. Von Büchern (noch schrulliger). Er zitiert sich durch die Weltliteratur und gibt in dieser fröhlichen, lauten, sommerlich gekleideten Umgebung den sonderbaren Außenseiter. Für den “britischen Trottel” braucht Sir Patrick keine Proben; der macht ihm soviel Spaß, dass er ihn mit allen verfügbaren Allgemeinplätzen richtig schön fett überzeichnet.

Außerdem jede Menge gut aussehenden Jungsvolks der nächsten beiden Generationen. Man erinnere sich: Mrs. Wilde war mehrfach verheiratet und ist bereits Oma. – Damit ist übrigens auch die Zielgruppe gesetzt und weil es sich um sehr geburtenstarke Jahrgänge handelt, wird der Film schon sein Geld einspielen.

Der Plot:
Man kommt zur Feier der Hochzeit der Schauspielerin i. R. und des britischen Autors auf dem Anwesen der Braut zusammen, einer Traumvilla (Mansion)  auf den Hamptons mit einer erklecklichen Anzahl an Gästehäusern auf dem sehr weitläufigen Grundstück.

Nach und nach treffen ein: der erste Ex der Braut (J.M.), sämtliche Söhne und 1 Tochter (die ist Rockstar, irgendwer muß doch irgendwann mit rauchiger Stimme Billy Idols Ballade von der “White Wedding” singen) sowie deren Gesponse bzw. Exes sowie Kinder und schließlich der Gatte in spe mit seinen beiden Töchtern (eine brünett und vernünftig, eine blond und nicht) und der engsten Freundin der blonden Tochter, die der Bräutigam seiner Braut mit den Worten “fast meine dritte Tochter” vorstellt. (Merken, das wird wichtig!) Die spielen nun bei bestem Wetter und ständig an großen Tafeln draußen gemeinsam essend das lustige “Wir-sind eine-große-disfunktionale-Patchworkfamilie”-Spiel. Und weil sie alle im paarungsfähigen Alter und nicht alle gefährlich eng verwandt sind, außerdem (eine Ausrede brauchts mindestens) der Alkohol (amerikanische Önologen sind eine ganz furchtbare Spezies!) permanent in Strömen fließt, dicke Joints kreisen und der (natürlich eigentlich nur) bindungsängstliche Weiberheld mit dem Motorrad seine Verführer-Box of “Shroom Chocolates” versehentlich offen liegen läßt und jeder mindestens ein Pralinchen nascht, haben viele mit vielen Sex. (Das ist der Moment, wo mit dem Regisseur eine Art Sommernachtstraumarkadien durchgegangen zu sein scheint. Bissele arg ambitioniert, aber nett. Vor allem, wenn man es als Zuschauer durch John Malkovichens versoffen-verpilzte Augen sehen darf.)

Eines der fröhlichen Waldvögelpaare sind der Britenbräutigam und seine Fasttochter Nr. 3, sie werden gefilmt und ins Internet gestellt. Man sollte meinen, dass das die Hochzeit ruiniert, tut es auch, aber man möchte sich ja die Zuschauer nicht vergrätzen. Drum zieht sich das anschließende Happy End zwar ein wenig, wird aber dann doch ganz herzerwärmend. Das ist ausschließlich John Malkovitch zu verdanken, der seine Schauspielerqualitäten selbst in einer so simplen Rolle nicht verleugnen kann.

Ich hätte gehofft, dass The Wilde Wedding vielleicht doch mal anders wird, als diese Hochzeiten-Todesfall-Großfamilienauflauf-Filme. Es gibt durchaus ein paar wirklich witzige Szenen (pars pro toto: Minnie Driver meditiert), aber im Ganzen ist das doch arg Schema F. Schade.

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