Nimmer ganz neu im Kino – eine Bündelkritik

In letzter Zeit habe ich einige Filme aus dem Blockbustersegment gesehen, die genau meinen in sie gesetzten niedrigen Erwartungen entsprachen; nicht einer davon wichtig genug, um eine eigene Erwähnung zu bekommen – drum gibts heute alle zum Preis von einem in diesem Kritikbündel:

Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales
Doch. Tun sie doch und hätten es besser bleiben lassen. Ich habe mir seinerzeit nach dem zwei-einhalbsten Teil keinen Karibenpiratenfilm mehr angesehen und dieser nunmehr fünfte läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Jetzt-mit-noch-mehr-CGI-FX und mit Original-Johnny-Depp-Parodie (von Johnny Depp). Ist eher so nix, abgesehen von der ersten Viertelstunde: da zeigen sie einen der witzigsten Bankraube (-räube?, -raubs?) der Filmgeschichte.
Randnotiz: kann bitte jemand Keira Knightly endlich was zu essen geben?

 

Despicable Me 3
Man muß die Universal Studios dafür loben, dass sie ihre immer gleichartigen Filme ohne phantasievolle Verwirrtitel einfach durchnumerieren. Und sonst? Gru ist jetzt ein Guter, das ist für die Minions ein Kündigungsgrund, damit trennen sich die Erzählstränge erst einmal. Neu hinzugekommen: der böse (und strunzblöde) Zwillingsbruder Dru (ja, im Namenerfinden sind sie unschlagbar). Dann noch eine gute Stunde kunterbunte Action und bevor alles in die Binsen geht, kriegt das großäugigste und haarpinseligste Kind sein Einhorn, der Böse eine auf den Deckel und Gru ein Medaille.
Das wird noch oft funktionieren.

 

Paris can wait
Bei Coppolas daheim sind alle im Filmgeschäft. Vater, Kinder, Geschwisterkinder* – bloß Mama Eleanor, die nicht. Nicht falsch verstehen, Mrs. Coppola versteht was davon und hat vor über 25 Jahren eine preisgekrönte Doku über Francis Fords Opus Magnum gedreht (Hearts of Darkness: A Filmmaker’s Apocalypse, 1991), aber sie hatte offensichtlich noch was anderes auf dem Herzen.

Nämlich, die Welt mit der Botschaft zu beglücken, dass auch Menschen in der 2. Lebenshälfte (Silver-Agers) Anspruch auf Liebe, Glück und überhaupt haben. Zu diesem Behufe läßt sie Diane Lane und Alec Baldwin ein Paar sein, bei dem die Luft raus ist. Baldwin stellt einen erfolgreichen Hollywoodproduzenten dar (ich weigere mich, das schauspielen zu nennen), Lane eine frustrierte Frau. Und dann kommt der französische (sic!) Geschäftspartner ihres Gatten (Arnaud Viard) und nimmt sie im Auto (und was für eines, ein französisches nämlich, das auch prompt verreckt) von Cannes mit nach Paris. Und statt auf direktem Wege, macht er Schleifchen. Und hält da an, wo’s schön ist. Oder gutes Esssen gibt. Oder Kultur. Oder alles zusammen, wie’s halt so ist, in Frankreich. Und wie sie in Paris ankommen, ist Lane geläutert und wieder lebensfroh und alle ihre Vorurteile gegenüber windigen Franzosen widerlegt, weil Arnaud nämlich eine centime-genaue Abrechnung der Reisekosten vorlegt.

Ein geriatrisches Roadmovie, vorhersehbar, sehr unnötig, aber sehr schöne blühende Landschaften (Grasse).

 

Wonder Woman
Die wenigsten mögen es gewußt haben, aber Gal Gadot und Heidi sind wahre Soul Sisters, denn beide können sie brauchen, was sie gelernt haben. Die eine war einfach die Idealbesetzung auf die Stellenanzeige der Gebrüder Warner: “Kampfsportlerin gesucht. Die Bereitschaft, den Umgang mit weiteren Waffenarten zu erlernen ist zwingend, mehrjähriger Dienst in der Armee ein Plus. Schauspielerfahrung ist ausdrücklich nicht Bedingung.” Die andere kann was mit Ziegen, ist auch wichtig.

Der Film soll ein feministisches Statement sein, habe ich in den Kritiken gelesen. Hab ich nicht gemerkt. Chris Pine, der sonst als Kirk die Enterprise befehligt, ist hier nur der lustige Amazonen-Sidekick, aber das allein reicht doch wohl noch nicht für ein feministisches Manifest. Oder? (Übrigens: obwohl Zack Snyder nur am Drehbuch mitgearbeitet und die Regie einer Dame überlassen hat, trägt der Film seine Farben. Herrn Snyder rate ich dringend zu einer mehrjährigen schöpferischen Pause, bevor er mir weiter auf den Keks geht.)

 

* Wer’s nicht glaubt, schaue nach, unter welchem Pseudonym Nicolas Kim Coppola Karriere gemacht hat.

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