Aus gegebenem Anlaß

sollten wir uns den Begriff “Duell” und seine Bedeutung einmal gründlich ansehen.

Ich werde im folgenden das Gebot meines Deutschlehrers verletzen, niemals eine Definition mit “XYZ ist, wenn…”; ich brauche das diesmal aus stilistischen Gründen anders und hab mein Abitur zum Glück längst.

Duell…

  • ist, wenn Gary Cooper um 12:00 Uhr mittags auf der staubigen Dorfstraße tut, was ein Held tun muß
  • ist, wenn Ferdinand Lassalle statt Satisfaktion den Tod findet
  • ist, wenn Romeo den Tybalt ersticht
  • ist, wenn irgendwer aus Winterfell irgendwen von einer anderen Familie dahinmeuchelt

Genug der Beispiele, ich denke, das Prinzip ist verstanden.

Duell hingegen ist nicht, wenn die vermeintlichen Kontrahenten die Äußerungen des anderen mit beifälligem Wackeldackelnicken begleiten, die Stelleninhaberin solchermaßen matronig und staatstragend daherkommt, dass Marie-Luise Marjan dagegen als Wildfang zählt und man mit Amtsvorgängerin Inge Meysel die reine Anarchie assoziiert und es beim – nennen wir ihn mangels besserer Ideen – “Herausforderer” nur zu ein, zwei, drei dummen und inhaltsfreien Wadelbeißattacken langt. So einen Auftritt nennt man in Fachkreisen Koalitionsverhandlung, ach was: Großkoalitionsverhandlung.

Dieses sogenannte “TV-Duell” der Spitzenkandidaten von CDU und SPD war so dröge, so bräsig, so öde, so dürftig, so [hier bitte beliebiges zweisilbiges Adjektiv, das mindestens unerträgliche Langeweile beschreibt sowie mindestens einen Umlaut enthält einsetzen] und es wurde auch nicht wirklich aufgelockert durch den mit falschen Zahlen operierenden Agent-Provocateur-Interviewer WaserlaubenStrunz* und nur ganz kurz durch Sandra Maischbergers Frage, ob die Herrschaften Kandidaten denn heute früh in der Kirche gewesen seien. Werte Frau Maischberger: das ist egal und hat egal zu sein! Die Angehörigkeit bei einer christlichen (!) Religionsgemeinschaft ist nicht länger mehr Bedingung für ein öffentliches Amt. Und das, danke Klausi, ist gut so. Dass die Kandidaten dann herumschwurbelten und von Kapellen und anderen Gotteshäusern sprachen, die sie an diesem Wochenende sehr wohl besucht hätten, machts nicht besser. Kein bißchen.

Ich hätte eh keinen von denen gewählt und werde wohl tatsächlich der Empfehlung des Wahl-O-Mat folgen, wenn auch nicht gerne und schon lange nicht mehr aus Überzeugung.

 

* Claus Strunz, SAT1 und eher im rechten Lager zu Hause

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