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Im amerikanischen Verkaufsoptimierungssprech gibt es schon lange keine “used*” Gegenstände mehr; inzwischen sind die Stücke aus zweiter Hand “pre-owned*” oder gar “pre-loved*”. Aber wir sind ja hier in Old Europe und müssen uns nicht an die drübrigen Euphemismen halten – diese letzte Woche war so was von heruntergewirtschaftet, dass, wer immer sie auf den Markt gebracht, sich ordentlich was schämen sollte.

Was los war? Der größte Teil unseres ohnehin nicht sehr großen Teams war auf der Messe und von der aus drei Personen bestehenden Stallwachentruppe arbeitet eine Kollegin Teilzeit und der andere hat sich einen Virus eingefangen. Damit blieb ich dann ganz alleine zurück und habe mehrere Telefone, an der Tür klingelnde Lieferanten und von allen Seiten auf mich einprasselnde Sonderwünsche dermaßen multitaskiert, dass ich abends zu nix mehr zu gebrauchen war (Futter, Soffa, Dummfilm, Wegratz). Darüber hinaus haben wir vier (4) Stellenangebote draußen und ich keine Enigma. Man verstehe mich nicht miß, es ist sehr erfreulich, dass es so viele Interessenten gibt, aber Google Translate macht ihnen und mir das Leben schon sehr schwer.

Pars pro toto dieses Highlight der Woche: Wofür genau bewirbt sich ein Herr, der Google Translate angeben läßt, er sei Officer Sergeant Außenposten (eine Coverversion)? Frau weiß sich zu helfen und schaut erst mal, was er bisher so getrieben hat, nämlich Dateisteuerung für Vollständigkeit und Rechtmässigkeit als Beobachtungen und Kennzeichnung Summen-Beitragsgebühr, die von in den Ordner Anwendungen anmelden. 700 Ordner ungefähre. Hmmm. Kannitverstan. Vielleicht hilft der Bildungsweg weiter? Ausbildung Musterstudium an der Musteruniversität Abschluss: Beispiel-Abschls. Hmmm. Niente. Vielleicht die sonstigen Kenntnisse und Fhigkeiten? Ah, mooderate Englisch sowie 10-Finger-Schreiben. Gut, das ist doch schon was. Aber was bitte sind diskriminierende Auszeichnungen? Und warum ist unter dieser Überschrift einzig die Teilnahme an Paraden, kulturelle Veranstaltungen – Zeremonien und Feste korrekt übersetzt? So kommen wir nicht weiter und das Telefon klingelt auch schon wieder. Habe den Herrn gebeten, die Unterlagen noch einmal in Englisch einzureichen.

Ich bin sehr für die in den USA angewandte Praxis, auf die Nennung von Geschlecht und Alter und ein Bewerbungsphoto zu verzichten, aber noch nicht einmal die Position zu erwähnen, für die man sich bewirbt, das heißt die political correctness doch ein bißchen zu weit zu strecken. Und auch die Geduld der Personalerin.

 

* Wörtlich: “used” = gebraucht; “pre-owned” = vorbesessen; “pre-loved” = schon mal angeliebt.

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