Neu im US-Fernsehen

Es bricht sich schwer mit alten Gewohnheiten und darum bekomme ich immer noch eher mit, was im amerikanisch/britischen Fernsehen neu ist, als im deutschen. Verteilt über die letzten Wochen habe ich mir eine kleine und ü-ber-haupt nicht repräsentative Auswahl angesehen.

In der Kategorie “sehr gut” steht obenan Westworld, die auch hierzulande mit viel medialem Hype begleitete HBO-Serie über einen Westernthemenpark, bevölkert von menschenähnlichen Robotern und mit einem tiefdonkelen Geheimnis. Gut besetzt, spannend und sehr sehenswert. (Wer alt genug ist, erinnert sich an den gleichnamigen Film mit Yul Brynner geschreiben und inszeniert von Michael Crichton, von dem die Serienmacher ihre Inspiration bezogen haben.)

In dieselbe Kategorie fällt Black Mirror, eine zusammenhanglose Reihe dystopischer Geschichten in der inzwischen 3. Staffel, die Sehgewohnheiten auf den Prüfstand stellt und den Zuschauer zwingt, sich bekannte Themen unter einem völlig neuen Blickwinkel anzusehen.

Richtig richtig schlecht und von mir nach zwei Folgen aufgegeben ist Pacific Heat, eine australische Zeichentrickserie über ein Häufchen stereotyper Jung-Agenten, die furchtbar schlimme unkomische Dialoge sprechen und sich über anderer Leute Akzent lustig machen. Australier. Die sich über anderer Leute Akzent lustig machen. Egal wie hoch die springen, sie werden nie an Archer heranreichen. Der ist nämlich auch in der nunmehr 7. Staffel sehr witzig.

Und dann gibt es noch die Kategorie “weiß nicht”. Der führende Kandidat in diesem Bereich ist Shut Eye. Der Held ist ein früherer Magier aus Vegas, jetzt tätig im “Psychic”-Big-Business (Wahrsager, Medien*, Hellseher, Handleser, Hypnotiseure, Kartenleger…) in Los Angeles, immer zwischen den Stühlen zwischen Gangster-Gangs und um Marktanteile käpmpfenden Roma-Familien und immer auf der Jagd nach dem großen Coup, der soviel Geld bringt, damit er mit seiner Familie aus diesem Leben aussteigen kann. (Was einen irgendwie an Huren erinnert, die das nur so lange machen, bis…)

So geht das über 10 Folgen, mit immer mal brutalen Gewalt- oder heißen Sexszenen (was halt im amerikanischen Fernsehen außerhalb HBO als heiß verstanden wird; Gewalt wird selbstverständlich expliziter gezeigt), schönen Bildern von den dunkleren Seiten des südkalifornischen Lalaland, Isabella Rosselini als böser Roma-Clan-Matrone, was sie sehr überzeichnet und mit links spielt, inklusive sardonischem Grinsen, David Zayas als bösem Tex-Mex-Baugewerbegangster (ja, das ist der Anchel aus Dexter) und Susan Misner als Neurologin, deren Behandlung im besten Sinne unkonventionell zu nennen ist: “da nehmen Sie jetzt mal ein paar von diesen Pilzen und dann schauen wir mal, was das mit Ihrem Gehirn macht”. Der Twist im Plot? Der falsche Psycho-Fuffziger bekommt nach einem Tritt in den Schädel wirklich Zukunftsvisionen. Uiuiui!

Jetzt, wo ich das alles so aufgeschrieben habe, stelle ich fest: nein, man muß nicht anschauen, wie jeder jeden betrügt und genug offene Enden gelassen werden, um eine noch nicht zugesagte zweite Staffel zu rechtfertigen. Shut Eye hiermit in die Kategorie “unnötig” verschoben.

Gelesen habe ich natürlich auch viel, dazu ein anderes Mal mehr.

 

* Medien, wahlweise Media, ist der Plural von Medium, hab’s nachgeschlagen.

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